Kein graues Haar

11. August 2017 Zurück zur Artikelübersicht »

Simon Tischer in der Sommerpause in einer ruhigen Minute zu erwischen ist fast ein Ding der Unmöglichkeit. Neben Studium, Familie und der Vorbereitung auf die kommende Saison hat der Häfler Kapitän wenig Zeit: wenig Zeit für Hobbies und wenig Zeit für Müßiggang. Trotzdem haben wir Tischer für zwanzig Minuten erwischt, um mit ihm über Entscheidungen im Sportlerleben, sein ultimatives Rezept für die Jugend und natürlich auch über seine Pläne nach dem Sport gesprochen.

Friedrichshafen (gms). An den Seiten kürzer, das Deckhaar ein wenig länger. Viel sagen muss Simon Tischer seinem Friseur Mario Castella nicht. Seit Jahren lässt sich Tischer dort das Haar schneiden und seit einigen Jahren auch mit derselben Frisur. Mit 35 Jahren übrigens ohne jedes graue Haar. „Im Bart vielleicht ein bisschen“, lacht er. „Ansonsten bin ich eigentlich ganz zufrieden“. Auf die Genetik schiebt der Häfler Kapitän das und darauf, sich mit „jungen Menschen“ zu umgeben. Das hielte jung, hat schon sein Ex-Trainer Stelian Moculescu immer wieder betont.

Dass Tischer sich weiterhin mit jungen Menschen umgeben kann – diese Entscheidung fiel schon zum Ende der vergangenen Saison. Nach einigen Verletzungen war der geborene Mutlanger 2017 ohne Wehwehchen geblieben und einigte sich mit Geschäftsführung und Trainer früh darauf, seinen Vertrag zu verlängern. „Ich habe schon viel gewonnen“, sagt der 210-fache Nationalspieler. „Ich muss auf nichts mehr warten. Aber ich habe Spaß an diesem Sport und so lange werde ich das auch machen.“

Allerdings sorgt Tischer vor, für die Zeit nach dem Volleyball. Internationales Management studiert er seit zweieinhalb Jahren; im Winter etwas weniger, in der Sommerpause gibt er Gas. Zusätzlich unternimmt er viel mit Frau und Kindern, damit ist sein Leben ausgefüllt. Sein Privatleben genießt er, deshalb ist er auch froh, kein Fußballer geworden zu sein. „Rein finanziell hätte sich der Profifußballer wahrscheinlich schon gelohnt“, schmunzelt er. „Um zehn aufzustehen und sich zu fragen mit welchem Auto ich heute an den Strand fahre, wäre nichts für mich. Ich brauche auch nach dem Sportlerleben eine Aufgabe“

Friedrichshafen bezeichnet Simon Tischer als seine Heimat, auch wenn seine Stationen in Russland, Polen, Griechenland und Frankreich durchaus ihre Reize hatten. „Nach Italien hätte ich vielleicht noch gehen können“ ist seine Antwort auf die Frage, ob er heute rückblickend etwas anders gemacht hätte. Ansonsten ist Tischer aber zufrieden. Auch mit seiner Frisur, nach 20 Minuten ist er fertig und ist schon wieder unterwegs zum nächsten Termin. Ein bisschen Tischer bleibt aber da. Sein signiertes Trikot hängt bei Mario Castella an der Wand. Direkt neben seinem Stammplatz.