Saisonvorschau 1. Volleyball Bundesliga Männer

11. Oktober 2017 Zurück zur Artikelübersicht »

Historisch: Das war das Wort, das in beinahe allen Medien fiel, wenn es um den Silbermedaillen-Gewinn der Männer-Nationalmannschaft bei der Volleyball-Europameisterschaft in Polen ging. Der Triumph ist erst wenige Wochen her, besser könnte der Zeitpunkt nicht sein, um in die neue Saison der Volleyball Bundesliga zu starten – die beginnt am kommenden Wochenende mit fünf Partien in den Arenen in Rottenburg (vs. Netzhoppers KW), Düren (vs. BR Volleys), Bühl (vs. United Volleys), Friedrichshafen (vs. Haching) und Solingen (vs. Lüneburg).

Der VfB Friedrichshafen freut sich über den ersten Titel der Saison / Foto Wells

„Ich denke, dass auf jeden Fall Friedrichshafen und Berlin große Favoriten auf den Titel sind. Das sind zwei Teams von denen ich denke, dass sie das Finale unter sich ausmachen werden – sie haben zumindest das Potential dazu. Aber es ist wie immer, die Saison ist so lang, der Weg ist so lang, es ist nicht einfach“, sagt Andrea Giani, der als Bundestrainer großen Anteil am Silber-Triumph seines Teams hatte.

„In der Bundesliga gibt es einige gute Spieler, die sehr talentiert sind. Es gibt ein paar Spieler, von denen ich glaube, dass sie sich in dieser Saison unheimlich gut entwickeln werden: Jakob Günthör und David Sossenheimer aus Friedrichshafen zum Beispiel. Ich hoffe außerdem, dass sich ein neuer Zuspieler aufdrängt. Bühl hat einen sehr interessanten jungen Spieler, der erst 19 Jahre alt ist (Mario Schmidgall, d. Red.). Solche Spieler würde ich gerne auf dem Spielfeld sehen. Für die Entwicklung des Nationalteams ist eine starke Bundesliga sehr wichtig“, so der Italiener weiter.

Aber welche elf Mannschaften kämpfen in diesem Jahr um den Titel? Die Volleyball Bundesliga (VBL) gibt einen Einblick die erste Liga der Männer.

Die Männer-Mannschaften der Volleyball Bundesliga im Überblick:
BERLIN RECYCLING Volleys
Zwei Meisterschaften feierten die Berliner zuletzt in Folge – und mussten doch zum Saisonbeginn eine Schlappe beim Supercup gegen Dauerrivale Friedrichshafen (1:3) hinnehmen. Vor allem der Wechsel zum noch jungen Cheftrainer Luke Reynolds (32) braucht wohl noch Zeit. Trotzdem sind die Ziele klar: „Natürlich wollen wir – wie in jedem Jahr – um alle drei Titel – Meisterschaft, Pokal und Champions League – mitspielen. Als amtierender Meister ist es unser Anspruch, diesen Titel nach Möglichkeit erneut zu verteidigen. Ich sehe unsere Mannschaft dafür gut gerüstet“, sagt Manager Kaweh Niroomand.

Dafür kam Georg Klein vom Ligakonkurrenten aus Friedrichshafen, Klein gilt als Nachfolger der zurückgetretenen Vereinslegende Felix Fischer. Der Australier Adam White ist zudem als wichtiger Mann im Außenangriff eingeplant und soll den nach Italien gewechselten Ruben Schott ersetzen. Die BR Volleys wollen sich auch international beweisen, wie Niroomand betont: „Die Champions League ist für uns seit vielen Jahren eine wichtige Plattform, um unseren Namen und die Marke BR Volleys zu stärken.“ Beim Team aus der Hauptstadt erwartet man mit den Alpenvolleys, den United Volleys und Friedrichshafen einen Vierkampf um die Meisterschaft.

Bergische Volleys
Die Bergische Volleys treten mit einem neuen Gesicht an, in der Vorsaison hieß das Team noch Solingen Volleys. Kapitän Oliver Gies ist der einzige Spieler, der aus dem letztjährigen Kader noch dabei ist. Mit Johannes Tille haben die Volleys einen sehr talentierten Zuspieler vom VCO Berlin verpflichtet. Die weiteren Neuzugänge wie die beiden Australier Sam Boehm und Gerrard Lipscombe gehörten in der vergangenen Saison in Tschechien und in der Schweiz zu den Top-Scorern ihrer Teams.

Geschäftsführer Helmut Weissenbach hofft im zweiten Bundesligajahr auf eine Leistungssteigerung der Volleys. „Das Erreichen der Playoff-Runde wäre ein großer Erfolg. Wichtigstes Ziel wird es sein, dass unser Team weitestgehend verletzungsfrei bleibt, dann sind wir für Überraschungen gut.“ Mit der Verpflichtung von Daniel Mey im Management wollen die Bergischen Volleys den Standort Bergisches Land weiter stärken.

HYPO TIROL AlpenVolleys Haching
Die AlpenVolleys sind eines der spannendsten Projekte im deutschen Volleyball – und eines mit historischer Dimension. Denn zum ersten Mal überhaupt startet ein Team mit der neu eingeführten Wildcard in der Volleyball Bundesliga, darüber hinaus ist das Team ein deutsch-österreichischer Zusammenschluss: Der ehemalige Spitzenclub TSV Unterhaching verschmilzt mit Österreichs Volleyball-Branchenführer aus Innsbruck. Sieben der zehn Hauptrunden-Heimspielen tragen die Alpenvolleys in Innsbruck aus, drei werden in Unterhaching ausgespielt.

„Das Projekt ist vorerst für drei Jahre angelegt, in der ersten Saison peilen wir Platz fünf an – wollen aber unbedingt ab nächster Saison international spielen. In welchem Wettbewerb spielt dabei keine Rolle“, sagt Alpenvolleys-Manager Hannes Kronthaler. Cheftrainer Stefan Chrtiansky hat sechs Spieler aus dem Hypo Tirol-Aufgebot der abgelaufenen Saison im Kader, der Rest ist neu und international breit aufgestellt: Die insgesamt zwölf Spieler kommen aus sieben verschiedenen Nationen.

Netzhoppers SolWo Königspark KW
Die Netzhoppers-Fans durften in der Sommerpause aufatmen, denn der Volleyball-Star Björn Andrae hat erneut einen Vertrag bei den Brandenburgern unterschrieben. Der 280-fache Nationalspieler wurde in der vergangenen Saison in zehn Spielen zum MVP gewählt, was ihn auch zum ‚Most Valuable Player‘ der gesamten Liga machte. Die Zuspiele für seine Angriffe bekommt er nun von Luke Herr aus Kanada. Er ist der neue Spiel-Lenker bei den Netzhoppers, bei denen Chefcoach Mirko Culic schon in seine zehnte Saison geht.

Im Vorjahr schaffte das Team den historischen Sprung ins Pokal-Halbfinale und schrammte im Playoff-Viertelfinale nur knapp an einer Sensation vorbei: Gegen den späteren Vize-Meister aus Friedrichshafen verloren die Netzhoppers nur knapp im Tiebreak. „Nach dem Erfolg in der Pokalrunde in der Saison 2016/2017 wollen wir daran anknüpfen. Ziel ist es, wieder das Halbfinale zu erreichen und natürlich das Playoff-Viertelfinale“, sagt Vereinspräsident Dr. Hans-Jochen Rodner.

SVG Lüneburg
Die „Lüne-Hünen“ gehen in ihre vierte Erstliga-Saison und in die vielleicht letzte in der so gut wie immer ausverkauften Heimspiel-Stätte: In der Sommerpause ist von der Lüneburger Politik in Stadt und Kreis der Bau einer Multifunktions-Arena beschlossen worden. „Damit bekommt die SVG Lüneburg eine langfristige Perspektive und wird für Spieler und Sponsoren noch attraktiver“, freut sich SVG-Geschäftsführer Andreas Bahlburg. Schon kurzfristig dürfen die Lüneburger Fans in der Noch-Heimspielstätte Gellersenhalle vor allem auf die Neuzugänge Ryan Sclater (Universal) und Tyler Koslowsky (Libero) aus Kanada gespannt sein.

Und sich natürlich auf Mittelblocker Noah Baxpöhler freuen – den Nationalspieler angelten sich die Lüneburger aus Bühl und statteten ihn mit einem Zwei-Jahres-Vertrag aus. „Wir haben unser Team weiter verjüngt. Es besteht aus siegeshungrigen Spielern, die als starke Gemeinschaft auftreten“, sagt SVG Trainer Stefan Hübner. Traditionell will sich der ehemalige Weltklasse-Spieler nicht auf ein konkretes Saisonziel festlegen: „Wir arbeiten inhaltlich und zeitlich mit vielen kleinen, individuellen Bausteinen, um insgesamt Verbesserungen für das Team zu erzielen. Wozu das reicht, wird man dann im sportlichen Wettkampf mit den anderen Teams feststellen“, sagt Hübner.

SWD powervolleys DÜREN
Als Bronzemedaillen-Gewinner der abgelaufenen Saison haben sich die Powervolleys aus Düren für den CEV Cup qualifiziert und dürfen international starten. „Unser Ziel ist es, zwei Runden zu überstehen. Dann sehen wir weiter“, sagt der sportliche Leiter Goswin Caro. In die kommende Saison werden die Volleyball-Profis von dem neuen Trainergespann um Cheftrainer Stefan Falter und Co-Trainer Justin Wolff geführt.

Einen echten Coup auf dem Transfermarkt landeten die Nordrhein-Westfalen mit der Verpflichtung des ehemaligen Nationalspielers Dirk Westphal, der nach vielen Stationen im Ausland in die Bundesliga zurückkehrt. Aber auch von den weiteren Zugängen Stijn D’Hulst (Belgien, Zuspiel), Karli Allik (Estland, Außenangriff), Julius Firkal (Slovakei, Außenangriff), Edvarts Buivids (Lettland, Diagonal) und Gilles Braas (Luxemburg, Zuspiel) erhoffen sich die Dürener viel. „Wir haben einen guten Mix aus gestandenen deutschen Spielern und jungen Spielern mit Potential. Platz sechs oder besser nach der Normalrunde peilen wir als Saisonziel an“, sagt Caro.

TSV Herrsching
Der selbsternannte „Geilste Club der Welt“ (GCDW) aus Herrsching geht in die vierte Bundeligasaison und kann nach einem etwas größeren Umbruch viele neue Gesichter am Ammersee begrüßen. Neben den drei deutschen Youngsters Martin Krüger, Christoph Marks und Tim Peter, die ein große Perspektive haben und auch längerfristig an den Verein gebunden werden sollen, konnte mit Michal Sladecek ein absoluter Top-Mann aus der polnischen Plusliga geholt werden. Er soll mit seiner Erfahrung auf der Zuspiel-Position das Team führen. Außerdem gibt es zwei neue Mittelblocker: Andre Brown aus Kanada, den besten Blocker der Finnischen Liga der Vorsaison, sowie den 2,05 Meter großen Wilhelm Nilsson aus Schweden.

„Wir sind ziemlich neu aufgestellt und neues Team heißt immer auch ein wenig Wundertüte. Nach einer richtig guten Saison 2016/2017 werden wir natürlich alles daran setzen, diese Leistung zu bestätigen. Wobei es in erster Linie darum geht, dass sich dieses neu formierte Team findet und gut einspielt“, sagt Cheftrainer Max Hauser, der mit Sepp Wolf einen neuen Co-Trainer an seiner Seite hat.

TV Rottenburg
‚Idi‘ ist zurück in der Bundesliga: Der 38 Jahre alte Idner Faustino Lima Martins, mit dem VfB Friedrichshafen dreimal Deutscher Meister (2007 – 2010) und zweimal Pokalsieger (2008, 2012), wechselte im Sommer zum TV Rottenburg und soll Routine und Erfahrung ins junge Team bringen, das im Vorjahr in der Hauptrunde auf Rang neun landete und in Pre-Playoffs ausschied. Zusammen mit dem Routinier Dirk Mehlberg, der auf die Liberoposition wechselt, sowie der Vertragsverlängerung von Ferenc Németh (30) setzt der TVR auf mehr Erfahrung und Konstanz im Spiel. In dieser Konstellation sollen sich die jüngeren Spieler des TV Rottenburg optimal weiterentwickeln.

„Unser Saisonziel ist es, besser abzuschneiden als in der letzten Saison, also die Qualifikation für das Playoff-Viertelfinale“, sagt TVR-Manager Philipp Vollmer, der den Liga-Rivalen vom Bodensee als Titelfavoriten einstuft: „Friedrichshafen geht in die zweite Saison mit Vital Heynen und wird eingespielter in die Saison gehen als Berlin – die ‚Häfler‘ sind unser Favorit auf den Meistertitel in diesem Jahr und man darf gespannt sein, wie Berlin, aber auch Frankfurt und Innsbruck in das Titelrennen eingreifen.“

United Volleys Rhein-Main
Das Erfolgsrezept der United Volleys bleibt auch im dritten Bundesligajahr das gleiche: Die richtige Mischung aus jungen Talenten und erfahrenen Größen des deutschen Volleyballs. So wird auch die Mannschaft für 2017/18 mit einigen Neuzugängen wieder zu den jüngsten der Liga zählen. „Den besten Nachwuchsspielern des Landes die Möglichkeit zu geben, ihr volles Potenzial auszuschöpfen, ist weiterhin die oberste Maxime. Wie schnell das gehen kann, haben mit Tobias Krick und Julian Zenger zwei Uniteds als Stammspieler beim EM-Silbermedaillengewinn der Nationalmannschaft gezeigt“, sagt Manager Henning Wegter.

Der Abgang von Kapitän Christian Dünnes soll gleich mehrfach kompensiert werden. Zusätzliche Abgeklärtheit und Stabilität bringen die erfahrenen Ex-Nationalspieler Patrick Steuerwald und Sebastian Schwarz ins Team. Auf der Dünnes-Position sollen der Australier Lincoln Williams, Olympiateilnehmer in London 2012, sowie Issei Otake aus Japan einschlagen. Die United Volleys starten erneut im CEV Cup. „Mit dem Halbfinaleinzug im CEV Cup 2016/17 haben wir die Messlatte mehr als hoch gelegt. Das zu wiederholen, dürfte schwer werden, wie schon der erste Gegner zeigt: In der Runde der besten 32 wartet mit Montpellier eines der stärksten Teams aus der ausgeglichen und hochklassig bestückten französischen Liga“, sagt Cheftrainer Michael Warm.

VfB Friedrichshafen
Nach der Titelverteidigung beim Supercup ist man in Friedrichshafen nun heiß auf den Deutschen Meistertitel. „Das ist mein wichtigstes Ziel: Ich will Friedrichshafen wieder zum Meister machen“, sagt der belgische Cheftrainer Vital Heynen vor seiner zweiten Saison bei den Häflern. Er sieht sein Team dabei aber in der Rolle des Außenseiters: „Berlin ist für mich der eindeutige Favorit – wirtschaftlich ist die Mannschaft einfach die Beste in Deutschland und ich hoffe, dass die Berliner auch so weiter machen. Dazu kommt die große Spielerqualität, die das Team hat.“

Der VfB selbst hat mit dem 66-fachen Nationalspieler Philipp Collin (Mittelblock), dem Bulgaren Martin Atanasov (Außenangriff), dem US-Amerikaner Scott Kevorken (Mittelblock, aus Lüneburg) und in Bartłomiej Bołądź aus Polen (Diagonal) vier Neuzugänge im Team, das sich möglichst über die Qualifikation in die Gruppenphase der Champions League spielen soll.

„Ich denke, dass wir gutes Volleyball spielen werden. Jeder weiß, dass ich ein Liebhaber von Block und Verteidigung bin und ich hoffe, dass wir jede Woche die Auszeichnung ‚bester Rallyepunkt‘ bei der Liga bekommen. Das ist mir wichtig. Es soll den Leuten Spaß machen, unser Spiel zu gucken. Ich möchte, dass die Zuschauer aus der Halle gehen und mit Begeisterung von unserem Spiel sprechen“, sagt Vital Heynen. Sein Team ist bei Bundestrainer Andrea Giani der Favorit auf den Meistertitel.

Volleyball Bisons Bühl
Die Bisons haben zugeschlagen auf dem Transfermarkt, und wie. Der 1,86 Meter große Außenangreifer Masahiro Yanagida wird wie auch Otake bei den United Volleys der erste Japaner in der Geschichte der Volleyball Bundesliga der Männer. Neben seiner „Sprunggewalt und dem sehr guten Spielüberblick“ (Trainer Ruben Wolochin) bringt er auch seine eigene ‚Medienmaschine‘ aus Japan mit – er hat eine Fanbase von mehr als 160.000 Followern auf Twitter.

Auch auf der Diagonalposition haben die Neuzugänge Iurii Kruzhkov und Anton Qafarena bereits jetzt sehr großes Potential gezeigt, große Hoffnungen ruhen zudem auf dem erst 19 Jahre alten und 2,06 Meter großen Zuspieler Mario Schmidgall. „Wir sprechen von einem jungen Team, das im Vergleich zum Vorjahr bereits jetzt gezeigt hat, dass es sich lohnt, Zeit und Energie in die Mannschaft zu investieren. Das Motto 2017/18 lautet ‚Formen und Zusammenwachsen‘, denn diese Saison ist der erste Schritt in eine längerfristige Zusammenarbeit mit dem aktuellen Kader“, sagt Bisons-Geschäftsführer Manohar Faupel.

Spielmodus
In der Volleyball Bundesliga (VBL) der Männer treten elf Mannschaften gegeneinander an. Die Meisterschaft wird über eine Hauptrunde und anschließende Playoffs entschieden. Letztere werden ab der Saison 2017/18 im neuen Spielmodus ausgetragen: Die Endrunde mit den besten acht Teams startet direkt mit den Playoff-Viertelfinals, die bisher im Vorfeld ausgespielten Pre-Playoffs entfallen.