11. Juli 2025 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Vor ein paar Wochen wurde Marcus Böhme im Rahmen des Länderspiels gegen Italien offiziell aus den Diensten des Deutschen Volleyball Verbandes verabschiedet – vom Profivolleyball kann der 39-jährige Routinier dennoch nicht lassen. Böhme hat am Bodensee seinen Vertrag um ein weiteres Jahr verlängert und geht damit in seine insgesamt neunte Saison als Häfler Volleyballer.
Marcus Böhme setzt sich am Netz durch | Bild: Alexander Hoth
Marcus Böhme ist Thilo Späth-Westerholt auf den Fersen. Während der heutige Geschäftsführer der Häfler Volleyballer zehn Jahre lang als Spieler am Bodensee unter Vertrag stand, geht Böhme mit der kommenden Spielzeit in seine neunte Saison für den VfB. „Ob ich das noch aufholen werde, kann ich nicht sagen“, lacht Böhme, der im August seinen 40. Geburtstag feiern wird. „Ich arbeite von Saison zu Saison. Dass ich noch eine dranhänge, hat mit dem Gesamtpaket zu tun. Zudem habe ich tolle Erinnerungen an meine Vergangenheit in Friedrichshafen und ein super Umfeld.“
Böhme ist – auch wenn das für einen gebürtigen Berliner vielleicht ungewöhnlich erscheint – ein waschechter Häfler geworden. Auch den Sommer, also die spielfreie Zeit, verbringt der 2,12-Meter-Riese mit Freundin Larissa am Bodensee. Der Mann, der Volleyball rund um den Globus gespielt hat, hat sich ganz bewusst dazu entschieden, zu dem Club zurückzukehren, bei dem sein Stern Anfang der 2010er-Jahre aufging. Der Shootingstar von einst ist heute „eine Clublegende“, wie Späth-Westerholt anerkennend sagt. „Marcus bringt immer noch Leistung, wenn er gebraucht wird. Viel wichtiger ist aber fast noch, dass er seine Erfahrung an die Mannschaft weitergibt – die ist in den vergangenen Jahren im Schnitt immer jünger geworden.“
„Man wächst ja mit seinen Aufgaben“, beschreibt Marcus Böhme seine Rolle im Team. „Ich bin eher derjenige, der auf die Spieler einzeln zugeht und ihnen mit Rat und Tat zur Seite steht.“ Einen Scherz kann sich der 39-Jährige dann aber doch nicht verkneifen: „Ich achte ja sehr auf meine Ernährung – deshalb kann ich mit jungem Gemüse ganz gut umgehen.“
Nach dem Karriereende des Düreners Michael Andrei hat Marcus Böhme die Rolle des Alterspräsidenten der Bundesliga übernommen. Aus Böhmes Bronze-Jahrgang bei der U21-Europameisterschaft 2004 ist er der Letzte, der die Profivolleyballschuhe noch nicht an den Nagel gehängt hat. „Viele aus meinem Jahrgang gibt es nicht mehr, das stimmt“, weiß Böhme, der aber noch nicht über sein eigenes Karriereende nachdenken möchte. „Klar schielt man schon mal dahin und schaut, was die anderen machen. Da trifft jeden über kurz oder lang dasselbe Schicksal – nur eben jetzt noch nicht.“
Zwei Meisterschaften hat Böhme mit dem VfB bereits gewonnen, den Pokal durfte er ebenfalls schon zweimal in die Höhe recken – in über 300 Spielen. Unzählige Medaillen im Ausland und mit der Nationalmannschaft kamen in über 20 Jahren Volleyball ebenfalls dazu. Für die kommende Saison sei „noch Luft nach oben“, sagt Böhme, der sich insgeheim doch noch einen Titel mit seinem Herzensclub wünscht. „Wir können die Saison ganz befreit angehen. Vielleicht ist dann – viel harte Arbeit vorausgesetzt – noch der ein oder andere Titel drin.“