Keine Zeit für sentimentale Gedanken

07. Mai 2018 Zurück zur Artikelübersicht »

Nach einem 0:2-Rückstand hat der VfB Friedrichshafen die Finalserie gedreht. In Berlin haben die Häfler in fünf Sätzen das Spiel fünf am Bodensee erzwungen. Nur noch Restkarten sind verfügbar für das Spiel der Spiele am Mittwoch (9. Mai, 20 Uhr, Einlass ab 18:30 Uhr), das entscheidet, ob Friedrichshafen oder Berlin die bronzene Schale in die Vitrine stellen darf. Für einen Spieler auf Häfler Seite bedeutet die Begegnung allerdings noch mehr. Kapitän Simon Tischer wird am Mittwoch ein allerletztes Mal als Profi die ZF Arena betreten.

Simon Tischer will am Mittwoch ein letztes Mal als Profi jubeln / Foto: Günter Kram

Wenn man VfB-Kapitän Simon Tischer nach dem Spiel am kommenden Mittwoch fragt, dann spricht er vom „Finale“, von einem sehr „intensiven Duell um die deutsche Meisterschaft“ und von „zwei Mannschaften auf Augenhöhe“. Dass er selbst auch definitiv das letzte Mal seine Volleyballschuhe schnüren wird, blendet Tischer fast völlig aus. „Ich hätte mich ja jetzt schon öfter auf ‚das letzte Mal‘ einstellen müssen“, sagt er. „Letzten Mittwoch war das zum Beispiel so. Dafür ist aber im Moment gar kein Platz in meinem Kopf.“

Dass er gerade erst sein letztes Spiel in der Max-Schmeling-Halle gemacht und das auch noch gewonnen hat, weiß Tischer aber schon. Die Priorität hat für ihn im Moment das Sportliche. In Spielen steht es 2:2 zwischen Friedrichshafen und Berlin, auch in Sätzen ist es ausgeglichen mit 9:9. Nur nach gespielten Punkten hat Tischers Team mit 406:402 die Nase vorn. „In der ganzen Serie hat keine Mannschaft die andere dominiert“, so Tischer, der schon den Supercup und den Pokal geholt hat. „Wir können mit der Meisterschaft aus einer tollen eine phantastische Saison machen. Berlin versucht mit einem Sieg am Mittwoch die eigene Saison noch ein wenig zu retten.“

Den Druck sieht Tischer deshalb eher auf Seiten der Berliner. Von „Kopfsache“ spricht er, auch bei seinem Team. „Die Mannschaft, die am Mittwoch führt, wird nachdenken“, sagt er. „Man hat das bei Berlin gespürt. So eine 2:0-Führung kann schon auch hemmen. Da geht einem sehr viel im Kopf rum in diesem Moment.“ Dass Tomas Kocian in den vergangen Partie mehr Spielanteile hatte als Tischer, gibt dem Kapitän allerdings nicht zu denken. „Wir haben alle unseren Anteil an den Spielen. Ich halte auch gern die Schale in die Höhe, wenn Tomas das Spiel seines Lebens macht und wir 3:0 gewinnen.“

Tischer möchte diesen Titel unbedingt, allerdings eher für die Leistung seiner Mannschaft und nicht für den Abschluss seiner Karriere. „Auch wenn sich das vielleicht komisch anhört. Dieser letzte Titel würde meine Karriere jetzt nicht schlechter oder besser machen“, sagt er. „Ich wünsche mir einfach für die Jungs, dass wir die Schale holen.“

Die Arena wird übrigens ausverkauft sein. Nur noch ein paar Restkarten sind für das Spiel der Spiele verfügbar. Am Ende sollen sie Friedrichshafen als deutschen Meister bejubeln und spätestens dann wird auch Simon Tischer nachdenken. „Ich bin mir sicher, dass das ein sehr emotionaler Moment wird“, sagt er und wischt den Gedanken doch gleich wieder weg. „Zuerst müssen wir aber am Mittwoch dieses Spiel gewinnen. Und darauf können sich die Zuschauer sicher freuen.“