Eine emotionale Reise in die Vergangenheit

18. Dezember 2018 Zurück zur Artikelübersicht »

Am 18. Dezember (20:30 Uhr) bestreitet der VfB Friedrichshafen sein zweites Spiel in der Gruppenphase der 2019 CEV Champions League. Der Gegner: Chaumont VB 52 aus Frankreich. In den Reihen des Gegners findet sich ein Spieler wieder, der ebenfalls schon einmal das Häfler Trikot trug. Baptiste Geiler hat eine ganz besonders emotionale Beziehung zum Club vom Bodensee. Und das nicht nur aus sportlichen Gründen.

Baptiste Geiler freut sich auf die Reise nach Friedrichshafen / Foto: Kram

Am 3. Dezember 2014 steigt Baptiste Geiler in ein Flugzeug in Richtung Instanbul. Seine Mannschaftskollegen vom VfB Friedrichshafen waren schon 24 Stunden zuvor in die Türkei zum Champions-League-Spiel gegen Galatasaray Istanbul gereist. Geiler ist mit seinen Gedanken allerdings nicht bei der sportlichen Herausforderung. Er ist müde und schließt die Augen. Nur ein paar Stunden zuvor kam im Häfler Klinikum seine Tochter Jan zur Welt. „Es wird sehr besonders für mich werden, nach fast drei Jahren wieder nach Friedrichshafen zu kommen“, sagt der Franzose heute. „An dieser Stadt hängen sehr viele gute Erinnerungen. Es war eine besondere Zeit für mich.“

Auch für den VfB war die Zeit besonders. Nicht nur Geiler war Teil des Teams. Benjamin Toniutti und Maarten van Garderen wurden mit Geiler Pokalsieger und Meister. Sein Zimmer bei Auswärtsfahrten teilte er sich mit Jenia Grebennikov, der schon am Bodensee zu dem Libero-Superstar wurde, der er heute ist. Auch deshalb „vermisse ich Friedrichshafen schon ein bisschen“, wie er sagt. „Ich werde versuchen, mir Zeit zu nehmen, um die Stadt zu sehen, die Berge und ein wenig am See entlang zu gehen.“ Zeit dazu bekommt er beim Rückspiel in der Gruppenphase am 30. Januar 2019. Erst reist der VfB zu Geiler nach Frankreich.

Geiler ging nach seiner Zeit in Friedrichshafen nach Italien, dann zurück nach Frankreich, spielte dort mit dem jetzigen Berliner Zuspieler Jan Zimmermann und ist jetzt bei Chaumont VB 52 angekommen. „Als ich gesehen habe, dass die Chance besteht, dass wir mit Chaumont in der Champions League auf Friedrichshafen treffen, war ich super aufgeregt“, erzählt er. „Als das Los dann gezogen war, war das einfach nur ‚wow‘.“

Viele Spieler aus dem aktuellen Häfler Kader kennt Geiler nicht mehr persönlich. Thilo Späth-Westerholt, Adrian Aciobanitei und Jakob Günthör, der 2015 noch bei den Volley YoungStars spielte und ab und an mit den Profis trainierte. „David Sosseheimer hat damals in Bühl gespielt. Mit dem habe ich auch öfter gesprochen“, erzählt der Außenangreifer. Für die restliche Mannschaft kann er sich allerdings bei seinem Mannschaftskollegen Martin Atanasov erkundigen. Denn der Bulgare, der vergangenes Jahr noch in Vital Heynens Team angriff, hat ebenfalls in Chaumont angeheuert.

Dass Vital Heynen sein Team sehr „französisch“ spielen lässt und auf Fehlervermeidung und eine starke Defensive baut, ist für Geiler nur vielleicht ein Vorteil. „Diese Spielweise gibt es in Frankreich tatsächlich öfter und wir sind das gewohnt. Es ist aber auch eine Ehre, dass der Weltmeistertrainer ähnlich spielt wie unsere französische Nationalmannschaft“, sagt er und gibt nur eine ungefähre Prognose für die Champions-League-Begegnung ab. „Die Spiele gegen Friedrichshafen werden die wichtigsten sein“, sagt er und schätzt die weiteren Gegner Ljubljana schwächer und St- Petersburg stärker als sein jetziges und sein ehemaliges Team ein. „Ob wir gegen Friedrichshafen etwas holen können, kann ich erst nach dem Spiel in Frankreich sagen.“

Mit dem VfB gewann Geiler übrigens das erste Spiel als Vater. Mit 3:1 in Istanbul. Und auch in der aktuellen Saison hat der Franzose mit seinem Team schon für einen Achtungserfolg gesorgt. Zum vierten Geburtstag von Jan holte sich Chaumont – ohne den zu der Zeit verletzten Baptiste Geiler – einen Punkt in St. Petersburg. Von Volleyballexperten nicht unbedingt erwartet. Die Häfler sollten also hellwach ins Duell gegen die Franzosen gehen. Ein wenig anders als Geiler im Dezember 2014.