Ohne Zwischenfälle in die Vorbereitung

11. August 2020 Zurück zur Artikelübersicht »

Am Montag hat für die Profivolleyballer des VfB Friedrichshafen die Vorbereitung auf die Saison 20/21 begonnen. Allerdings steht auch der Trainingsstart unter besonderen Vorzeichen, schließlich ging es nicht zuerst in die ZF Arena, sondern zum Corona-Test bei Mannschaftsarzt Johann Kees. Und auch der Weg bis hin zum 10. August war für die Verantwortlichen ein ziemlich beschwerlicher.

Johann Kees testet VfB-Mittelblocker Nehemiah Mote | Bild: VfB

Montagmorgen in der Arztpraxis von Johann Kees. Joe Worsley lässt sich geduldig ein Wattenstäbchen in den Rachen schieben. Es ist sein zweiter Corona-Test innerhalb von acht Tagen. Wie das seiner anderen neun Kollegen wird das Ergebnis negativ sein. „Wir hätten Joe nach nur einem Test sofort trainieren lassen können, auch wenn er als Amerikaner aus einem sogenannten Risikogebiet stammt“, erklärt VfB-Geschäftsführer Thilo Späth-Westerholt. „Wir sind aber auf Nummer sicher gegangen und haben Joe gebeten, eine Woche in Quarantäne zu bleiben.“ Auch das war für Worsley kein Problem.

Es ist zum Trainingsauftakt vor allem Erleichterung zu spüren. Spieler, Trainer und VfB-Geschäftstelle wurden negativ getestet. Noch mehr Grund zum Aufatmen gibt es, weil die Einreise der Spieler reibungslos geklappt hat. Worsley durfte nach wochenlangem Kontakt mit Landesbehörden und der Bundespolizei mit einer Ausnahmegenehmigung über die deutsche Grenze. Der Australier Nehemiah Mote hatte die Genehmigung zur Einreise, musste aber aufgrund des Lockdowns in seiner Heimat Melbourne bis zum letzten Moment zittern. „Es war eine Menge Arbeit in den vergangenen Wochen“, erzählt Späth-Westerholt. „Nicht bei allen Vereinen hat das so reibungslos geklappt. Da können wir tatsächlich auch ein wenig stolz auf uns sein.“

Martti Juhkami und Arno van de Velde sind noch in Estland beziehungsweise in Belgien gebunden. Aber auch sie werden Ende der Woche zum Team stoßen. Jetzt – mit Corona-weißer Weste – beginnt die sportliche Vorbereitung. Mit zwei Monaten Dauer ist es eine der längsten Trainingsperioden vor einer Saison, die es jemals gab. „Mit den Spielern wie Nemo Mote, die jetzt wirklich lange nicht mehr trainieren konnten, gehen wir im Aufbau ganz behutsam vor“, erklärt Cheftrainer Michael Warm. „Bei Linus Weber zum Beispiel, der mit der deutschen Nationalmannschaft schon trainiert hat, geht es ein wenig zügiger an den Ball. Wir teilen die Jungs in drei Gruppen auf, damit wir die Zeit, die wir jetzt haben, auch optimal nutzen.“

Pilates steht ebenso auf dem Programm wie viele Teamevents. Mitte September geht es zum Trainingslager nach Gran Canaria, wo die BR Volleys ebenfalls zu Gast sein werden. „Wir haben dort optimale Bedingungen sportlicher Natur und können vor allem üben, wie es ist in diesen Zeiten zu reisen“, erklärt Michael Warm diesen Trip. „In diesem Jahr ist vieles anders als sonst und wir müssen noch mehr zusammenhalten. Teambuilding spielt für eine erfolgreiche Saison eine größere Rolle als viele denken.“

Auch die Erläuterung des Hygienekonzepts gehört dazu. Dazu gab es Einzelgespräche und eine Teamsitzung mit der Mannschaft. Es geht um Desinfektion, um Abstände und um den Umgang mit Kontakten außerhalb des Trainingsbetriebs. „Wir können die Spieler ja nicht über ein halbes Jahr einsperren“, so Späth-Westerholt. „Es geht viel mehr darum, dass unsere Spieler sich klug verhalten, Abstände einhalten und Mund-Nasen-Schutz tragen.“ Das alles ist elementar, um den geplanten Saisonstart am 17. Oktober gesund und ohne Zwischenfälle anzutreten.

Nehemiah Mote ist sein Glück in diesen Tagen übrigens am deutlichsten anzusehen. Er freut sich natürlich, dass er nach fast fünf Monaten wieder einen Volleyball in der Hand haben kann. Viel mehr geht es ihm aber um seine Familie. Ob die Situation in Deutschland „jetzt besser“ sei für seine Frau und seine beiden Kinder, fragte Libero Markus Steuerwald „Nemos“ Antwort darauf war mehr als deutlich: „Ja, ja, und nochmals ja. Wir sind kurz vor der Lockdown-Stufe vier aus Melbourne abreist“, erklärt er. „Das hätte zum Beispiel bedeutet, dass wir nur einmal am Tag für eine Stunde in den Supermarkt hätten gehen können. Und viel sicherer fühlen wir uns hier auch.“