Die besondere Reise des Radomir Vemic

29. September 2021 Zurück zur Artikelübersicht »

Mit vielen kleineren Verletzungen und Visa-Problemen bei Daniel Muniz lief die Vorbereitung beim VfB Friedrichshafen nicht gerade optimal. Trotzdem lieferte das Team von Cheftrainer Mark Lebedew am vergangenen Wochenende eine Top-Leistung ab. Im Rahmen eines Vorbereitungsturnier schlugen die Häfler Volleyballer PAOK Thessaloniki, Paris Volley und die Gastgeber Vojvodina Novi Sad. Für VfB Scout Radomir Vemic war vor allem der letzte Sieg ein ganz besonderer.

Radomir Vemic (oben links) gewinnt mit Friedrichshafen bei seinem Heimatclub | Bild: Flip Bakic

Radovan Dabic und Zarko Petrovic sind in Novi Sad so etwas wie Legenden. Beide haben den Volleyball in Serbien geprägt und eben auch den Häfler Scout Radomir Vemic. Den einen kannte er persönlich, der andere trainierte Vemic sogar während seiner Zeit bei Vojvodina Novi Sad. „Sie sind beide viel zu früh aus dieser Welt geschieden“, sagt Vemic mit einem spürbaren Klos im Hals. Petrovic verstarb mit gerade einmal 42 Jahren im Jahr 2007. Dabic wurde nur 54 Jahre alt. Zu ihren Ehren veranstaltet ihr Ex-Club jährlich ein Turnier. Im Jahr 2021 auch mit Vemic und „seinem“ VfB Friedrichshafen.

Denn Vemic ist seit sechs Jahren in Friedrichshafen. Er begann als Trainer der Drittligamannschaft. Er wollte „sein Wissen im Volleyballsport vergrößern“, wie er es beschreibt. Schon bald machte Stelian Moculescu ihn zum Scout der Mannschaft, für die schon Radomirs Bruder Milos Vemic ans Netz ging. Ob sein Herz trotzdem noch für Vojvodina schlägt? Vemic gibt zu, dass diese Partien gegen seinen Jugendclub sehr schwierige sind. „Vor zwei Jahren in der Champions League war es ganz krass“, sagt er. „Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich dazu beigetragen, dass eine andere Mannschaft gegen Vojvodina gewinnt. Das war hart.“

Auch 2021 war Friedrichshafen am Ende Sieger gegen Novi Sad. Auch gegen PAOK Thessaloniki und Paris Volley punkteten die Häfler Volleyballer. Eine „deutliche Leistungssteigerung“ sah Cheftrainer Mark Lebedew in Serbien. „Wir haben viel mit den Jungen gespielt und das auf einem hohen Niveau“, fasst er die Leistung seines Teams zusammen, das noch ohne Dejan Vincic und Daniel Muniz auskommen musste. „Mich macht froh, dass wir uns gut entwickeln und zum jetzigen Zeitpunkt auf einem guten Stand sind. Wir haben trotzdem noch etwas zu tun, aber dazu bleibt ja bis zum Saisonstart am 6. Oktober gegen Lüneburg noch Zeit.“

Nach sechs Tagen in Serbien wird Vemic auch in Deutschland wieder seinen Teil dazu beitragen. Er ist Scout, Co-Trainer und so etwas wie der emotionale Kit des Teams. „Wir haben ganz viele Pläne“, sagt er. „Wir haben ein gutes Team – auf und neben dem Feld.“ Und mit dem auf der Platte räumte Vemic den Pokal beim Turnier in seiner Heimatstadt ab. Dass die Häfler dazu Novi Sad besiegen mussten und als erstes ausländisches Team seit elf Jahren am Ende ganz oben standen, macht Vemic froh. „Vielleicht klingt das blöd, aber ich bin ganz sicher, dass Radovan und Zarko das gesehen haben und heute sehr stolz auf mich sind.“