Lucas Van Berkel: „Ich war noch nie in dieser Situation“

08. Dezember 2021 Zurück zur Artikelübersicht »

Am kommenden Samstag, (11. Dezember, 20 Uhr live auf TWITCH) schlägt der VfB Friedrichshafen – drei Wochen nach dem Pokalsieg in Düren –  in der Bundesliga erneut gegen die „Powervolleys auf. Mittelblocker Lucas Van Berkel, der in der vergangenen Saison noch im blau-grauen Trikot der Dürener unterwegs war, blickt dem Spiel hoffnungsvoll entgegen. Im Interview spricht der 30-jährige Kanadier über seine Verletzung aus der Champions-League-Begegnung gegen Roeselare, ein neues Gefühl und den Siegeshunger vor der Bundesligabegegnung am Wochenende.

Lucas Van Berkel im Spiel gegen die WWK Volleys Herrsching | Bild: Kram

Herr Van Berkel, das Spiel gegen die BR Volleys vergangenes Wochenende war das erste Spiel, das Sie in Ihrer bisherigen Profikarriere je verpasst haben. Wie hat es sich angefühlt, es nur auf TWITCH sehen zu können und nicht selbst mit dem eigenem Team auf dem Feld zu stehen?

Es hat sich unfassbar komisch angefühlt, als alle in Friedrichshafen in den Bus eingestiegen sind und ich einfach an der Halle stehen blieb. Wirklich, wirklich komisch. Während des Spiels sieht man dann das eigene Team im Stream und will einfach mit dabei sein. Es war schlicht bitter, nichts beitragen zu können. Weder auf dem Feld als Spieler noch als Motivator von der Seitenlinie. Ich war schließlich noch nie in dieser Situation und hoffe auch, es so bald nicht wieder zu sein.

Es ist nicht gerade üblich, dass Profivolleyballer, insbesondere Mittelblocker, verletzungsfrei durch die Saison kommen. Schon gar nicht über so viele Jahre hinweg. Was haben Sie in der Vergangenheit gemacht, um Verletzungen vorzubeugen?

Puh, diese Frage ist wirklich schwierig zu beantworten. Ich glaube, ich hatte einfach sehr viel Glück. Natürlich macht man alle möglichen Kraft- und Mobilitätsübungen, um Verletzungen vorzubeugen. Aber letztendlich ist auch jede Menge Glück dabei. Es gibt schließlich nicht so richtig viele Dinge, die man tun kann, um eine solche Art von Verletzung zu vermeiden. Ich bin blöd gelandet und umgeknickt. Das war einfach Pech, da hätte ich noch so viele Stabilitätsübungen machen können. Solche Unfälle passieren, das gehört dazu.

Normalerweise haben Sie bis zu sechs Mal die Woche zweimal täglich Training, reisen durch ganz Europa zu Spieltagen oder heizen den anderen Mannschaften Zuhause ein. All das fällt durch Ihre Verletzung weg. Was machen Sie denn nun mit all der freien Zeit und noch viel wichtiger: wie halten Sie sich trotz des kaputten Fußes fit?

Naja, so richtig viel mehr freie Zeit habe ich gar nicht. Klar, nach Berlin bin ich nicht mit, da habe ich dann Zeit mit meiner Familie verbracht, aber unter der Woche ist mein Alltag weitestgehend gleich. Ich bin genau so viel in der Halle wie die anderen Jungs auch. Ich verbringe die meiste Zeit im Kraftraum und befolge den Trainingsplan, den die Trainer für mich zusammengestellt haben. Meinen Oberkörper kann ich ja ganz normal trainieren und bei den Beinen tasten wir uns langsam ran, probieren aus, was mit meinem Knöchel geht oder eben auch nicht geht. Manchmal bin ich auch auf dem Feld, feile an meinen Zuspielkünsten oder mache ein paar lockere Angriffe von einem Podest aus. Ich versuche einfach, so gut es geht in Spielform zu bleiben.

Was sagt die medizinische Abteilung, wann können Sie zurück aufs Feld?

Das Ziel ist, dass ich bis Samstag wieder voll einsatzfähig bin. Wir sind uns nicht so ganz einig, wie realistisch das ist, aber es wird von Tag zu Tag besser. Ich bin definitiv optimistisch.

Kommendes Wochenende wird in der ratiopharm arena gegen Düren aufgeschlagen. Würde es Ihnen bei diesem Spiel noch schwerer fallen zuzuschauen? Schließlich handelt es sich bei einem Spiel gegen das frühere Team doch immer um eine ganz besondere Situation, oder etwa nicht?

Natürlich würde es mir schwerfallen, bei so einem Spiel nicht auf dem Feld stehen zu können. Ich will diese Begegnung gewinnen, wir alle wollen das. Aus ganz vielen Gründen. Deshalb werde ich auch in Neu-Ulm dabei sein und Stimmung machen, so gut es eben geht. Ob nun auf oder neben dem Feld, das wird sich am Samstag zeigen.

Gerade weil Sie das Dürener Team so gut kennen, was ist Ihre Einschätzung: wie wird sich der VfB gegen die „Düren Bros“ schlagen?

Düren ist eine starke Mannschaft, das steht außer Frage. Doch ich bin mir sicher, dass wir sehr gut spielen werden. Im Pokalviertelfinale gegen sie haben wir das auch getan. Es gibt keinen Grund, weshalb wir das nicht einfach wiederholen sollten. Diesmal haben wir – trotzdem keine Zuschauer da sein werden – auch noch den Heimvorteil in der ratiopharm arena. Wir brauchen diesen Sieg und wir werden ihn uns holen. Ich bin mir sicher, dass die Jungs aus Düren ebenfalls hungrig auf den Sieg sind, doch wir sind hungriger, haben nach der Begegnung in Berlin hart an uns gearbeitet und sind absolut bereit für das Spiel am Samstag.