„Weil ich Volleyball einfach liebe“

20. Dezember 2021 Zurück zur Artikelübersicht »

Wie geht es weiter nach dem Abitur? Ein großer Schritt in Richtung „Erwachsen sein“ ist nun getan, doch wohin mit einem selbst? Direkt studieren? Ausbildung? Gap Year? Oder doch ein Freiwilliges Soziales Jahr im Aus- oder Inland? Diese Fragen stellen sich Jährlich wohl abertausende von Jugendlichen in Deutschland. Dem 18-jährigen Ben Tränkle fiel diese Entscheidung verhältnismäßig leicht. „Weil ich Volleyball einfach liebe und aus eigener Erfahrung weiß, dass es Menschen braucht, die sich für den Sport einsetzen.“ Mit diesen Worten erklärt er den Entschluss, sein FSJ in der Jugendabteilung des VfB Friedrichshafen zu absolvieren.

Seit September dieses Jahres ist der Abiturient an der Seite des hauptamtlichen VfB-Jugendtrainers Simon Stegmann mit dem Projekt „Volleyball macht Schule“ unterwegs. Fast jeden Morgen stehen die beiden in einer anderen Grundschulhalle im Bodenseekreis, um dort den Grundschüler*innen den Sport näherzubringen. Manchmal haben sie dabei sogar einige Profis aus der ersten Liga im Gepäck. „Das bringt die Augen der Kinder jedes Mal aufs Neue zum Strahlen“, erzählt der 18- jährige Ben grinsend. „Für viele ist es einfach unvorstellbar, dass es tatsächlich Männer gibt, die noch größer als der eigene Papa sind.“

Nach dem Besuch des Grundschulunterrichts, ist der Tag für den FSJler allerdings noch lange nicht zu Ende. „Mittags sind wir meistens im Büro und planen anstehende Spieltage, kümmern uns um die Buchhaltung und um alles, was sonst noch so ansteht. Am Anfang war ich wirklich unsicher, was ich in der Geschäftsstelle des VfB soll“, gesteht er. „Allerdings hilft dieser Teil der Arbeit wirklich, um selbstständiger zu werden und einen Einblick in den Alltag eines solchen Vereins zu bekommen. Außerdem darf ich ja nachmittags auch schon wieder zurück in die Halle, wo dann Jugendtraining und Schul-AGs anstehen“, erzählt Ben Tränkle weiter.

Geplant war das FSJ beim VfB eigentlich nicht. Ein Jahr im Ausland, die Welt bereisen und entdecken, diese Dinge standen ursprünglich auf dem Programm. Doch das Corona Virus war es letztlich, das all diese Pläne zunichte macht, wofür Ben überraschenderweise heute nicht ganz undankbar ist: „Rückblickend muss ich sagen, dass ich wirklich Glück hatte, dass es so lief. Die Welt läuft mir nicht davon, ich habe noch jede Menge Zeit, sie zu entdecken, doch ein FSJ macht man nach der Schule oder nie. Ich würde die Erfahrungen, die ich hier gesammelt habe und noch immer sammle, nicht missen wollen.“

Mit zehn Jahren entdeckte Ben seine Leidenschaft für Volleyball und spielt seither auch selbst aktiv. In dieser Saison schlägt er erneut beim TSV Mimmenhausen in der Oberliga auf. Das eigene Training, die Spieltage und seine Trainerrolle beim VfB unter einen Hut zu bekommen, stellt ihn manchmal vor Herausforderungen. „Klar kann es passieren, dass mein Ligaspieltag am selben Tag stattfindet wie das Jugendturnier. Das gehört dazu. Je nach Spielbeginn und Austragungsort schaffe ich es dann trotzdem noch selbst aufs Feld, nachdem ich mit den Kleinen unterwegs war. In manchen Situationen muss ich aber auch zurückstecken“, erklärt der frisch gebackene C-Trainer. „Trotzdem würde ich sagen, dass es sich lohnt. Ich selbst hatte nur die Möglichkeit, Volleyball zu spielen, weil in meinem Heimatverein ehrenamtliche Trainer aktiv waren. Daher weiß ich, dass es wichtig ist, sich für die Jugend zu engagieren.“

Schon vor Antritt seines freiwilligen sozialen Jahres beim VfB half Ben als Jugendtrainer in seinem Heimatverein TV Radolfzell. Die Arbeit mit „Volleyball macht Schule“ führt ihm nun tagtäglich vor Augen, dass er nicht nur als Spieler, sondern auch als Trainer am Ball bleiben will. „Ich denke nicht, dass es mich hauptberuflich in diese Richtung verschlägt, aber in meiner Freizeit werde ich dem Sport definitiv treu bleiben – sowohl aktiv auf dem Feld, als auch als Coach von der Seitenlinie“

Nun hat der 18-Jährige noch knapp sechs Monate vor sich und möchte in dieser Zeit noch möglichst oft in der Halle sein. „Ich hoffe inständig, dass Omikron uns keinen Strich durch die Rechnung macht. Bisher konnten wir die meisten Events wie geplant durchführen und ich wünsche mir wirklich, dass die Inzidenzen das weiterhin zulassen. Die Jungs in der Halle rumhüpfen zu sehen und zu beobachten, wie die Mannschaft zusammenwachsen, möchte ich mir nicht nehmen lassen.“