Luciano Vicentin: „Ich träume davon, seit ich ein Kind bin“

28. April 2022 Zurück zur Artikelübersicht »

Vom dritten Außenangreifer, der einen Großteil seiner Zeit auf der Bank verbrachte, zum unangefochtenen Superstar des VfB Friedrichshafen. Das ist die Geschichte, die der gerade einmal 22-jährige Argentinier Luciano Vincentin in dieser Saison zu schreiben vermochte. Insbesondere seit Beginn der Playoffs spielt Vincentin für die Häfler eine elementare Rolle und ist aus der „Starting Six“ kaum mehr wegzudenken. Gleichwohl sein Team in den letzten beiden Partien zwei knappe Niederlage einstecken musste, gibt Vincentin sich zuversichtlich in Anbetracht der am Samstag bevorstehenden fünften und letzten Finalpartie.

Luciano Vicentin ist der Häfler Shooting-Star der Saison | Bild: Conny Kurth

Herr Vicentin, Sie sind wohl einer derjenigen Spieler, die im Laufe der Saison die größte Entwicklung hinter sich gebracht haben. Innerhalb des Teams fällt Ihnen nun eine gänzlich andere Rolle zu. Wie fühlen Sie sich in dieser?

Es ist einfach großartig und ich bin sehr glücklich, dass die Dinge für mich so gelaufen sind, wie in dieser Spielzeit. Mir war von Anfang an bewusst, dass die Saison beim VfB Friedrichshafen, einem der größten Volleyballclubs Deutschlands, eine enorme Chance für mich sein würde. Es erleichtert mich zu wissen, dass ich sie genutzt habe und weiter nutzen werde.

Die letzten beiden Spiele gegen Berlin konnten Sie nicht für sich entscheiden. Dennoch haben Sie bereits gezeigt, dass es durchaus gut möglich ist, Berlin zu schlagen – egal ob auf heimischem Boden oder in der Max-Schmeling-Halle. Was glauben Sie, ist die größte Stärke ihres Teams?  

Rein spielerisch wurde das in den letzten Wochen glaube ich oft gesagt. Eine unserer größten Stärken ist der Block. Das ist wirklich kein Geheimnis. Doch ich würde diese Stärke nicht als größte des Teams bezeichnen, denn die liegt meiner Ansicht nach in dem, was wir sind, als Gruppe von Menschen, als Team. Ich habe mich selten in einer Mannschaft so wohl gefühlt wie in Friedrichshafen. Egal ob Spieler oder Mitarbeiter, man ist füreinander da. Auf und neben dem Feld. Das ist es letztlich, was uns ausmacht. Wir sind gemeinsam so weit gekommen. Am Samstag werden wir unsere Arbeit zu Ende bringen.

Vor den letzten beiden Partien gegen Berlin war der Druck bereits groß, dennoch war allen Beteiligten bewusst, dass man noch eine Chance bekäme, selbst wenn es an diesem Abend nicht reichen würde. Das wird am Samstag nicht der Fall sein, da heißt es alles oder nichts. Sieg oder Niederlage. Meister oder wieder nur Vize. Wie gehen Sie mit diesem Druck um

Wir haben diese Saison mehr als einmal bewiesen, dass Druck das ist, was uns funktionieren lässt. Egal ob Pokal oder Play-Offs. Wenn es ums Ausscheiden ging, waren wir da und konnten jede dieser wichtigen Partien für uns entscheiden. Das Pokalhalbfinale haben auch die Berliner nicht vergessen.

Durch das Austragen der fünften Partie genießen die BR Volleys erneut den Heimvorteil. Wird dieser Umstand es Ihnen schwerer machen, die Meisterschale nach sieben langen Jahren wieder zurück an den See zu bringen?  

Natürlich erhöht es die Spannung in einer Halle zu stehen, in der 8000 Menschen deinen Gegner anfeuern, da müssen wir uns nichts vormachen. Doch alle Häfler, ob auf oder neben dem Feld, werden sich an die letzten beiden Spiele in der ratiopharm arena zurückerinnern. Mit den Fans in unseren Herzen bin ich überzeugt davon, dass wir auch das letzte Spiel der Serie für uns entscheiden werden. Ich glaube so fest an dieses Team, an seine Stärken und rufe mir immer wieder in Erinnerung, dass es machbar ist. Wir haben Berlin in dieser Saison schon drei Mal geschlagen. Wir werden es ein viertes Mal tun. Ich träume von genau so einer packenden und engen Finalserie, seit ich ein Kind bin, seit ich das erste Mal einen Volleyball in den Händen hielt. Das will und werde ich mir nicht nehmen lassen